Tuchhaus Silesia – Jägerndorf, Tuchsfabrikplatz – Österr. Schlesien – Filiale Wi…

Tuchhaus Silesia - Jägerndorf, Tuchsfabrikplatz - Österr. Schlesien - Filiale Wi

Firmengeschichte + Firmenkataloge Tuchhaus Silesia – Jägerndorf, Tuchsfabrikplatz – Österr. Schlesien – Filiale Wien, Fleischmarkt 20. Herbst – Winter 1907/8. Über 600 Stoffproben auf Karton montiert. Grosse, voluminöse Mappe – blind und goldgeprägt. Mappe bestossen und fleckig,mit einer grösseren Läsur auf der hinteren Seite. Prägeschrift zum Teil abgerieben. Die Kartons mit den Stoffproben weisen am oberen Rand eine halbkreisrunde Läsur (von Mäusen angeknabbert) auf. Die Stoffproben sind jedoch alle in sehr gutem Zustand. Anbei mehrere Bilder.

Das Unternehmen Geiringer & Reitler war Betreiber des Tuchhauses „Silesia“. Dieses Unternehmen wurde im 19. Jahrhundert in Jägerndorf, damals Österreichisch-Schlesien, gegründet und war ein Groß– und Kleinhandel mit Tuch, Schneiderzubehör sowie Handel mit Fellen, insbesondere auf die Belieferung von Schneidereibetrieben, spezialisiert. Ein wesentliches Merkmal der Unternehmensstrategie war die Erstellung und Vermarktung des eigens produzierten Produktkataloges. Der Versandkatalog wurde in einer eigenen Druckerei in deutscher, tschechischer, italienischer, ungarischer, kroatischer und polnischer Sprache hergestellt und an die Kundschaft im gesamten Gebiet der Doppelmonarchie verschickt. Die „Silesia“ hatte reisende Vertreter, die etwa einmal im Jahr mit dem Auto alle Schneidermeister ihres Gebietes aufsuchen und mit den Musterbüchern versorgen mussten.

Trotz der großen Weltwirtschaftskrise konnte sich das Unternehmen behaupten. Jedoch mit dem Einmarsch der Nazis in die Tschechoslowakei änderte sich die Lage für das Unternehmen schlagartig, da die Familie Geiringer jüdischer Abstammung war. Mit der Vertreibung der deutschsprachigen Minderheit in der Tschechoslowakei wurde deren Besitz ebenfalls beschlagnahmt. In diesem Fall war die Familie Geiringer jüdisch sowie deutschsprachig, die Möglichkeit ihren Besitz zurückzuerhalten war unmöglich.

Aus den Ruinen der Wiener Niederlassung begann ein modernes Unternehmen in den 1950er Jahren zu steigen. Auf Grund der erfolgreichen Geschäfte wurde dem Unternehmen Tuchhaus Silesia Geiringer & Reitler KG am 10. Februar 1984 die staatliche Auszeichnung verliehen. 1989, hundert Jahre nach der Gründung des Unternehmens, beschäftigte es 90 Mitarbeiter mit einem Umsatz von mehr als 120 Millionen Schilling, und war somit unter der Leitung von Robert Granger Enkel des Gründers von Jacques Geiringer, führend in diesem Bereich in Österreich. Das Tuchhaus „Silesia“ war nicht nur in Österreich, sondern auch auf den europäischen Märkten vertreten. Verkaufsstellen durch Vertreter gab es auf der ganzen Welt bis nach Japan. Mit der Zeit musste sich das Unternehmen angesichts der Konkurrenz zurückziehen und wurde am 16. Juni 2000 amtlich gelöscht. Es war das letzte Unternehmen dieser Art in Österreich.

EUR 480,-- 

38068A_1.jpg
38068_3.jpg
38068_4.jpg
38068_5.jpg
38068A_2.jpg
38068A_6.jpg